Wer ist Jesus?

Mensch, Gott oder Beides?

Dereinst fragte ein Schriftgelehrter den Herrn: "Welches ist das vornehmste Gebot vor allen?" Und Jesus antwortete ihm: "Das vornehmste Gebot vor allen Geboten ist: Höre Israel, der HERR, unser Gott, ist ein einiger Gott." (Mark. 12,28-32) Über diese Antwort war der Schriftgelehrte nicht sehr überrascht, kannte er doch den Text aus dem Deuteronomium, wo es heißt: "Höre, Israel, JHWH*, unser Gott, ist ein JHWH.." (5. Mo. 6,4-7) Natürlich kannte er auch das 10. Gebot, wo es heißt: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben." (Exodus 20,3)"

Immer wieder hebt die Bibel die Einheit Gottes hervor. "Du bist allein Gott." (2.Kö. 19,15) "Seht ihr nun, dass ich's allein bin und ist kein Gott neben Mir!" (5.Mo. 32,39) "Ich bin der JHWH, und sonst keiner mehr; kein Gott ist außer mir." (Jes. 45,5) "Ich, JHWH, das ist mein Name; will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen." (Jes. 42,8; 48,11) Es scheint wohl ein zentrales Anliegen der Bibel zu sein, dem Leser die Botschaft zu vermitteln, dass Gott Einer ist.

Diese Zitate könnten die Vermutung aufkommen lassen, dass die Geburt, das Leben und die Auferstehung von Jesus Christus ein Widerspruch zur Einheit Gottes darstellt. Kam der eine Gott selbst zur Erde? Oder war Jesus jemand anderes? Einige Christen glauben, dass der eine Gott aus drei gleich starken und ewigen Personen besteht. Andere glauben, dass Jesus zwar kein Gott ist, aber dafür der Sohn Gottes bzw. das Kind Gottes ist.

Um besser verstehen zu können, wer Jesus wirklich ist, möchte ich einige Bibelstellen miteinander vergleichen. In der folgenden Tabelle wird aufgeführt, was die Bibel über JHWH sagt und was sie über Jesus sagt:

JHWH Jesus
JHWH ist unser Retter
"Außer mir gibt es keinen Retter"
Jes. 43,3.10; 45,21.22; 60,16; 49,26

Jesus ist unser Retter
"Retter der Welt"
Apg. 13,23; Luk. 2,11; 2.Tim. 1; Titus 2,13

JHWH ist unser Erlöser
Was unseren Erlöser anbetrifft, JHWH der Heerscharen ist Sein Name.
Jes. 47,4; Jes. 54,8
Jesus ist unser Erlöser
Christus aber hat uns erlöst
Gal. 3,13; Offb. 5,9; Titus 2,14; Luk. 24,21


JHWH ist unser Schöpfer
So spricht JHWH, der dich gemacht und bereitet hat.
Jes. 44, 2

Jesus ist unser Schöpfer
Denn durch ihn ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist
Joh. 1,3; Kol. 1,16
JHWH ist die Quelle des Lebens
Er schenkt allen das Leben
1.Mo. 17,25; 5.Mo. 32,39
Jesus ist die Quelle des Lebens
Ich bin das Brot des Lebens
Joh. 14,6; 11,25; 6,27-47
JHWH ist unser Vater
JHWH unser Vater

Jes. 63,16; 64,8
Jesus ist unser Vater
Vater der Ewigkeit
Jes. 9,6
JHWH ist der ICH BIN
Sein Name ist ICH BIN
2.Mo. 3,14 (JHWH bedeutet ICH BIN)
Jesus ist ICH BIN
Bevor Abraham war, BIN ICH
Joh. 8,58; Offb. 1,8
JHWH ist Herr über alle Herren
5. Mo. 10,17

Jesus ist der Herr über alle Herren
Offb. 17,14
JHWH ist unser Hirte
JHWH ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Ps. 23,1; Jes. 40,11
Jesus ist unser Hirte
Ich bin der gute Hirte.

Joh. 10,12

JHWH ist der Allmächtige
Der allmächtige Gott
1.Mo. 17,1; 28,3
Alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein
1 Chronik 29,11


Jesus ist der Allmächtige
Ich bin das A und das O, ... der Allmächtige Offb. 1,8
Wunderbar, Rat, Held, Ewig-Vater Friedefürst Jes. 9,6
Er hat alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Matth. 28,18
JHWH ist Heilig
Heilig, heilig, heilig ist JHWH der Heerscharen Jes. 6,3
Der heilige Israels
Jes. 30,15; 54,5
Jesus ist Heilig
Der Heilige Gottes.
Mark. 1,24; Luk. 4,34



JHWH ist unser Licht
JHWH ist mein Licht und mein Heil.
Ps. 27,1; Jes. 60,20
Jesus ist unser Licht
Ich bin das Licht der Welt;
Joh. 8,12; 1,9

JHWH ist unser Felsen
Nur Er ist mein Fels und mein Heil
Ps. 62,6; 18,2
Jesus ist unser Felsen
Christus ist der Felsen
1.Kor. 10,4; 1.Petrus 2,8

JHWH ist unser König
JHWH ist König für immer
Ps. 10,16
Jesus ist unser König
König der Könige
Tim. 6,14; Matt. 21,5
JHWH ist der Erste und der Letzte
Jes. 43,10; 41,4, 48,12
Jesus ist der Erste und der Letzte
Offb. 22,13; 1,8
JHWH ist unsere Hoffnung
Denn, Herr, du bist die Hoffnung Israels. Jer. 17,13.17; 50,7
Jesus ist unsere Hoffnung
Jesu Christi, der unsere Hoffnung ist
1. Tim. 1,1


Im Alten Testament wurde das Kommen eines Messias vorausgesagt. Die meisten Christen gehen davon aus, dass sich Voraussagen wie z. B. "Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären", auf Jesus Christus beziehen. Es ist interessant, dass so viele dieser Prophezeiungen behaupten, dass der eine Gott, JHWH selbst zu den Menschen auf diese Erde kommen würde.

Es lassen sich in der Bibel viele Textstellen finden, die diesen Gedanken bestätigen. So heißt es bei Jesaja 7,14: "Sein Name wird Immanuel (d.h. Gott mit uns) lauten." Bei Jesaja 9,6 wird erklärt, dass ein Kind geboren würde, dass "der mächtige Gott sein würde, der Ewig-Vater." Als Johannes der Täufer das Kommen von Jesus verkündete, bezog er sich auf ein Prophezeiung bei Jesaja: "Bereitet dem HERRN den Weg und macht richtig seine Steige!" Und weiter heißt es: die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, ... sage den Städten Juda's: Siehe, da ist euer Gott!" (Jes. 40,3.5.10; Luk. 3,4)

In vielen alttestamentlichen Textstellen kommt die Freude über die bevorstehende Niederkunft Gottes auf unsere Erde zum Ausdruck. Wie z. B. "JHWH, neige Deine Himmel, und fahre hernieder, rühre die Berge an, auf dass sie rauchen." (Ps. 144,5) "Und sprechen wird man an jenem Tag: Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass Er uns rette, das ist JHWH, auf den wir hofften. Lasst uns frohlocken und fröhlich sein in Seinem Heil." (Jes. 25,9) "Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR." (Sacharja 2,10)

Mit der Geburt von Jesus Christus wurden diese Prophezeiungen erfüllt. In Jesus Christus ist der eine Gott als Mensch auf unsere Erde gekommen, um der Menschheit das Heil zu bringen. Dementsprechend gibt es im neuen Testament viele Beispiele, die Jesus als den einen Gott bezeichnen. Er wird der wahrhaftige Gott, (1.Joh. 5,20) der Heiland (Luk. 2,11) und Gott mit uns (Matth. 1,23) gerufen. Die drei weisen Könige aus dem Morgenland kannten die alten Prophezeiungen und kamen, um Jesus als ihren König und Gott anzubeten. (Matth. 2,1-11) Auch die Engel Gottes beteten Ihn am Tage seiner Geburt an. (Hebräer 1,6) Jesus selbst erklärte, dass er der eine Gott ist, der vom Himmel kommt und der Welt das Leben gibt, (Joh. 6,33.38) in dem Er sagte: "Ich und der Vater sind eins." (Joh. 10,30)

Obgleich viele dieser Beispiele zeigen, dass Jesus und JHWH ein und dieselbe göttliche Person sind, gibt es andere Beispiele in der Bibel, welche scheinbar einen Unterschied zwischen dem Vater und dem Sohn machen. Um diese Diskrepanz zu verstehen, ist es hilfreich, das Leben von Jesus in der Zeit zwischen seiner Geburt und seiner Auferstehung zu betrachten.

Während seines Lebens auf dieser Erde war Jesus vielen Versuchungen ausgesetzt. (Luk. 4,1-13) Er war zunächst nicht erleuchtet, (Joh. 12,28) und musste viel Leid auf sich nehmen. (Luk. 24,26) Mit zunehmendem Alter entwickelte sich Jesus weiter und seine Weisheit nahm zu. (Luk. 2,52) Die Verbindung zwischen JHWH und Jesus war vor der Auferstehung noch nicht vollzogen, deshalb sagte Jesus: "Ich gehe zum Vater; denn der Vater ist größer als ich." (Joh. 14,28; 16,16) Erst nachdem Jesus sein Lehramt am Kreuz beendet hatte, änderte sich dies (Joh. 19,30) und nach Seiner Auferstehung von den Toten konnte Er mit Recht sagen: "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden." (Matth. 28,18) Das konnte Er nur deshalb sagen, weil nun der Mensch Jesus vollständig eins mit Gott war und in ihm die Heiligkeit Gottes wohnte. (Mark. 1,24; Luk. 4,34)

Wenn man diesen Gedanken auf sich wirken lässt, wird klar, warum Jesus als der "Sohn Gottes" angerufen wird. Jesus wurde als ein sterblicher Mensch in diese Welt geboren und im Laufe seines Lebens verkündete sich Gott in ihm in einzigartiger Weise. So wurde der Mensch Jesus im Laufe seines Lebens zum Sohn Gottes, doch durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten verschmolzen Jesus und JHWH zu einer Einheit.

Die biblischen Textbeispiele, die zwischen Vater und Sohn einen Unterschied machen, beschreiben im Allgemeinen keine Verhältnisse wie sie zwischen zwei Personen bestehen. Vielmehr beschreiben sie ein Verhältnis wie es zwischen der Seele und dem Körper besteht. Wenn Jesus z. B. sagt: "Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke." (Joh. 14,10), wären diese Worte völlig unverständlich, wenn Er von einer Person reden würde, die in einer anderen Person wohnt. Vielmehr ist hier im Allgemeinen die Seele gemeint, welche im Körper wohnt. Und im Besonderen ist hier die unendliche göttliche Seele gemeint, welche in Jesus Christus wohnt. Nicht umsonst wird Christus als das "Ebenbild des unsichtbaren Gottes", (Kol. 1,15; 2.Kor. 4,4) in göttlicher Gestalt bezeichnet. (Phil. 2,6) Paulus sagte, dass sich die Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi wiederfindet, (2.Kor. 4,6) weil in Ihm die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt. (Kol. 2,9)

Andere Textstellen beschreiben das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ganz ähnlich. Johannes sagt: "Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt." (Joh. 1,18) Die göttliche Seele ist wie die menschliche Seele unsichtbar. Darum sagt Johannes: "Ihr habt nie weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen." (Joh. 5,37;7.46) Aber in Jesus wurde die göttliche Seele mit einen fleischlichen Körper umkleidet. (Joh. 1,14) Und weil sich die Seele eines Menschen nur durch seinen Körper verständigen kann, sagt Jesus: "niemand kommt zum Vater denn durch mich". (Joh. 14,6) Wenn wir uns also in Liebe und Demut zu Jesus begeben, dann dürfen wir uns dem unendlichen Gott des gesamten Universums nähern, dem es gefallen hat, auf dieser Erde Mensch zu werden.


*(JHWH, außerhalb des Judentums ausgeschrieben als Konjekturen Jahwe oder Jehovah; im internationalen Sprachgebrauch häufig YHWH, ist der Eigenname Gottes im Tanach, der Hebräischen Bibel.)